Stellen Sie sich vor, Sie gründen gemeinsam mit einem Freund eine revolutionäre Firma. Wenige Jahre später geht das Unternehmen an die Börse – und ist auf einmal über 100 Milliarden Dollar wert. Doch was passiert, wenn die Wege sich trennen, das Vertrauen erschüttert wird, und Gerichte die Besitzverhältnisse klären müssen? Genau das ist die wahre Geschichte von Facebook und seinen beiden Gründern, Mark Zuckerberg und Eduardo Saverin.
Vom Mitgründer zum Milliarden-„Abfindling“
Eduardo Saverin war nicht nur Mitgründer von Facebook, sondern zu Beginn auch dessen wichtigster Geldgeber. Mit seinem Privatkapital ermöglichte er, dass Zuckerberg und das kleine Team den ersten Sprung aus dem Studentenwohnheim schafften. Dafür erhielt Saverin im Jahr 2004 rund 34 Prozent der Unternehmensanteile – ein beachtlicher Anteil an dem, was bald das größte soziale Netzwerk der Welt werden sollte.
Doch wie es oft bei rasant wachsenden Startups passiert, verschoben sich Machtverhältnisse und Rollen. Saverin wurde zunehmend an den Rand gedrängt, seine Anteile wurden durch neue Finanzierungsrunden massiv verwässert – bis ihm letztlich fast nichts mehr blieb. Er zog vor Gericht und einigte sich schließlich außergerichtlich mit Facebook.
Das Ergebnis: Saverin erhielt eine satte Entschädigung und wurde offiziell als Mitgründer von Facebook anerkannt. Sein Aktienpaket wurde – nach damaligen Schätzungen – beim Börsengang 2012 auf 2 bis 4 Milliarden US-Dollar taxiert. Ein Vermögen, von dem die meisten Menschen nur träumen können.
Das große Rechnen: Was hätte sein können
Wer jetzt meint, Saverin sei damit sowieso mehr als fürstlich entlohnt worden, dem hilft ein genauerer Blick auf die Zahlen: Wäre Saverins ursprünglicher Anteil von 34 Prozent bis zur Börsennotierung erhalten geblieben, hätte dieser beim Facebook-Börsenwert von rund 104 Milliarden Dollar unglaubliche 35 Milliarden Dollar betragen. Im Klartext: Die Abfindung entsprach nur einem Bruchteil des theoretisch möglichen Gewinns – weniger als einem Zehntel.
Zuckerbergs kluger Deal
Für Mark Zuckerberg war die Einigung mit Saverin, so teuer sie auf den ersten Blick auch erscheint, ein geradezu günstiger Preis für die komplette Kontrolle über das Unternehmen. Die Milliardenabfindung sicherte Facebook und Zuckerberg die Freiheit, das Unternehmen nach eigenen Vorstellungen zu führen – ohne juristische Altlasten oder fremde Einflussnahme.
Fazit: Im Tech-Geschäft zählen Relationen
Der Fall zeigt eindrucksvoll: In der Welt der Tech-Giganten sind selbst Milliarden-Deals manchmal ein Schnäppchen – jedenfalls im Vergleich zu dem, was auf dem Spiel stand. Mark Zuckerberg konnte Facebook von allen Mitspracherechten Saverins befreien und den Grundstein für seinen heute unangefochtenen Einfluss auf das Unternehmen legen. Und so bleibt die Geschichte von Saverins Abfindung eine eindrucksvolle Lektion darüber, wie im Silicon Valley gerechnet wird – und wie selbst ein Milliardenbetrag mitunter zum besten Geschäft des Jahrzehnts werden kann.