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Übergewicht ist kein Versagen. Keine Frage der Willenskraft. Keine moralische Schwäche.
Es ist – und das zeigt Dr. Dennis Ballwieser in seinem eindrucksvollen Selbstversuch – eine chronische Erkrankung, die eine angemessene medizinische Behandlung verdient. Sein Bericht macht sichtbar, was viele Übergewichtige seit Jahren erleben: Appetitregulation, Hunger-Signale und Sättigung funktionieren schlicht physiologisch anders. Und egal wie viel man weiß, wie viel man versucht oder wie sehr man kämpft – der Körper setzt sich durch.
Zum ersten Mal gibt es jedoch ein Werkzeug, das genau dort ansetzt, wo das Problem entsteht: Medikamente, die den Stoffwechsel regulieren – nicht das schlechte Gewissen.
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Die drei relevanten Präparate – klar eingeordnet
1. Wegovy® (Semaglutid) – offiziell für Adipositas zugelassen
- wöchentliche Injektion
- regulär verschreibungspflichtig
- stark wirksam zur Gewichtsreduktion
- für Menschen mit Adipositas medizinisch vorgesehen
2. Ozempic® (Semaglutid) – offiziell ein Diabetes-Medikament
- derselbe Wirkstoff wie Wegovy, aber
- nur für Typ-2-Diabetes zugelassen, nicht für Adipositas
- wird teils off-label verwendet, ist aber nicht die Standardlösung für Übergewicht
3. Mounjaro® (Tirzepatid) – der modernste Wirkstoff
- GLP-1/GIP-Rezeptoragonist (neue Generation)
- sehr stark wirksam
- (je nach Land) primär für Diabetes zugelassen
- zeigt in Studien und im Selbstversuch von Dr. Ballwieser eine außergewöhnliche Wirkung:
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Zum ersten Mal seit Jahrzehnten verspürt er keinen permanenten Hunger.
Der medizinische Kernpunkt lautet:
Diese Medikamente setzen nicht auf Willenskraft – sie setzen am biologischen Problem an.
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Wie bestimme ich mein eigenes Übergewicht?
Viele Ärztinnen und Ärzte argumentieren noch mit alten Mustern. Darum hilft es, vorbereitet zu sein – mit klaren, medizinischen Daten.
1. BMI berechnen
BMI = Gewicht (kg) / Größe (m)²
- BMI ≥ 30 → Adipositas
- BMI ≥ 27 + Begleiterkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Prädiabetes) → ebenfalls therapieberechtigt
2. Bauchumfang messen
- Männer: > 102 cm
- Frauen: > 88 cm
Diese Werte sind eindeutig und medizinisch relevant.
Damit ist jeder Betroffene im Gespräch gut gewappnet.
Warum viele Ärztinnen und Ärzte blocken – und wie man souverän bleibt
Dr. Ballwiesers Bericht zeigt ein altbekanntes Problem:
Viele Betroffene werden nicht ernst genommen. Ihnen wird unterstellt, sie seien faul, dumm oder undiszipliniert. Als wäre Übergewicht ein Charakterfehler.
Solche Fehlhaltungen können Übergewichtige über Jahre davon abhalten, medizinische Hilfe zu suchen. Umso wichtiger ist es, mit Wissen und Klarheit in das Gespräch zu gehen.
Kommunikationsanleitung für das Arztgespräch
Ziel: respektvoll, vorbereitet, medizinisch fundiert auftreten – nicht rechtfertigen.
1. Souverän beginnen
„Ich möchte meine Adipositas medizinisch behandeln lassen und bitte um eine evidenzbasierte Einschätzung.“
2. Daten nennen
„Mein BMI liegt bei ___.
Mein Bauchumfang beträgt ___.
Zusätzlich bestehen folgende Risiken/Beschwerden: ___.“
3. Klare Anfrage
„Ich würde gerne prüfen, ob eine Therapie mit einem GLP-1-Medikament wie Wegovy, Ozempic oder Mounjaro medizinisch angezeigt wäre.“
4. Bei Zurückweisung ruhig bleiben
„Könnten Sie mir bitte erklären, welche medizinischen Gründe dagegen sprechen?
Falls Sie selbst nicht verordnen möchten, könnten Sie mich an eine Schwerpunktpraxis überweisen?“
Kein Druck – aber klare, informierte Selbstvertretung.
Denn jeder Mensch hat das Recht auf eine ernsthafte medizinische Behandlung.
Was wir aus Dr. Ballwiesers Selbstversuch lernen
- Er hat trotz massivem Wissen und jahrzehntelangem Sport nicht abgenommen.
- Sein Körper sendete falsche Hungersignale – und die Medikamente korrigieren genau das.
- 20 Kilogramm weniger in sechs Monaten.
- Zum ersten Mal seit Jahrzehnten: kein permanenter Gedanke ans Essen.
Sein Fazit ist mutig und realistisch zugleich:
Adipositas ist behandelbar – und dieser medizinische Fortschritt kann vielen Menschen Jahre an Gesundheit schenken.