Ich möchte heute über eine Dynamik sprechen, die ich immer wieder sehe – und die ich selbst sehr gut kenne:
Die selbstkritische Haltung in Verbindung mit einer unzureichenden geistigen Struktur vor, während und nach der Arbeit.
Sie ist, nach meiner Erfahrung, die größte Gefahr für persönlichen Erfolg, insbesondere bei Menschen mit ADHS, die beginnen, mit KI zu lernen oder zu arbeiten.
🔄 Der gefährliche Kreislauf aus Denken, Fühlen und Handeln
Ein typisches Beispiel:
Ein Mensch mit ADHS startet voller Begeisterung in ein neues Projekt. Die Energie ist hoch, der Kopf ist voller Ideen – aber gleichzeitig ist da diese unbewusste Unsicherheit:
„Mache ich es richtig? Könnte es noch besser sein? Habe ich wirklich verstanden, worum es geht?“
Noch bevor der erste Arbeitsblock abgeschlossen ist, beginnt der Kreislauf:
- Vor der Arbeit wird zu viel geplant oder gegrübelt, anstatt zu beginnen.
- Während der Arbeit wird ständig angepasst, verworfen, perfektioniert.
- Nach der Arbeit kommt das Gefühl, es hätte besser laufen können – und beim nächsten Mal wird wieder von vorne gedacht.
Das Ergebnis?
Strukturelle Zersplitterung, geistige Überlastung – und das Gefühl, „trotz aller Mühe“ nicht voranzukommen.
⚙️ Warum KI diesen Effekt zunächst verstärkt
Mit KI zu arbeiten, kann diese Dynamik sogar verstärken, bevor sie sich verbessern kann.
Denn plötzlich liegt die Perfektion scheinbar in Reichweite:
Ein Klick, ein neuer Prompt, ein besserer Ton, eine Variante, die „vielleicht noch näher dran ist“.
Wer dann nicht gelernt hat, zwischen kreativer Iteration und produktivem Abschluss zu unterscheiden, verliert das größte Geschenk der KI – nämlich Zeitgewinn durch Effizienz.
Die selbstkritische Haltung wird zu einem unsichtbaren Gegenspieler, der die Geschwindigkeit frisst, die eigentlich gewonnen werden sollte.
🧩 Struktur ersetzt Selbstkritik – nicht umgekehrt
Das Gegenmittel ist keine Therapie gegen Perfektionismus.
Es ist Struktur – aber nicht im organisatorischen Sinne, sondern als mentale Architektur.
Struktur heißt:
- Vor der Arbeit: Klare Entscheidung, was heute fertig werden soll.
- Während der Arbeit: Fokus auf Umsetzung, nicht auf Beurteilung.
- Nach der Arbeit: Kurze Reflexion – aber nur im Hinblick auf Verbesserung durch Erfahrung, nicht durch Bewertung.
Diese dreifache Struktur ist der Anker, der den Kopf stabilisiert, wenn die innere Stimme der Selbstkritik zu laut wird.
🧭 Lernen heißt: Vertrauen aufbauen, nicht Kontrolle behalten
ADHS-Lernen mit KI ist keine Frage der Intelligenz, sondern des Vertrauens.
Wer der eigenen Struktur vertraut, kann loslassen – und genau das ist der Moment, in dem die Effizienz explodiert.
Wer aber versucht, jede Entscheidung durch Selbstkritik abzusichern, bleibt in einem mentalen Dauerprüfmodus gefangen.
KI kann dabei helfen, weil sie Feedback liefert, ohne zu werten.
Aber nur, wenn man sich selbst erlaubt, nicht jedes Feedback sofort zu überarbeiten, sondern Ergebnisse als „Version 1“ stehen lässt – und erst im größeren Zusammenhang misst, ob eine Verbesserung wirklich nötig ist.
🚀 Fazit: Erfolg beginnt, wenn das Denken aufhört, sich selbst zu kontrollieren
Das eigentliche Ziel ist nicht Perfektion, sondern Bewegung.
Nicht ständige Verbesserung, sondern konsequentes Fertigwerden.
Erst wenn das Gehirn lernt, sich nicht ständig selbst zu hinterfragen, kann die Energie dorthin fließen, wo sie wirklich hingehört: in Wachstum, Umsetzung, Freude.
Oder einfacher gesagt:
Die größte Stärke beim ADHS-Lernen ist nicht der Drang zur Perfektion – sondern die Fähigkeit, trotz Unvollkommenheit weiterzugehen.