Es sind gefährliche Zeiten für Autorinnen und Autoren. Die KI hat uns in die Lage versetzt, viel mehr guten Text viel schneller produzieren zu können. Aber da es ja bei allen anderen auch immer nur schneller wird: Wer hat dann eigentlich noch die Zeit, all diese vielen zusätzlichen Texte zu lesen?
Als ich an einem Reisetag zum ersten Mal seit Jahrzehnten mein Smartphone aktiv als Werkzeug aus meinem Werkzeugrucksack entfernt hatte, wurde mir klar, dass ich künftig wieder viele Texte wie diesen einfach und langsam von Hand schreiben werde.
Denn auch das ist Teil meines einfachen Lebens: langsam zu schreiben, um schnell exzellente Texte zu schaffen; und davor lange nachzudenken, bei diesen Gedanken zu verweilen, sie zu betrachten und fein zu schleifen, um schließlich einen einfachen und dadurch stabilen Turm zu bauen. Egal, ob dieser hoch oder niedrig ist. Und egal, ob er aus Worten, Prozessen, gemeinsamen Erinnerungen, Programmiercode oder Steinen besteht.
Vielleicht hätte ich erst in Monaten angefangen, dieses Buch zu schreiben, wenn ich mein Smartphone heute früh nicht ausgeschaltet hätte. Denn jeden Tag hatte ich bisher den Beginn des Schreibens hinausgezögert, weil ich mir von dem Werkzeug Smartphone habe einreden lassen, dass ich immer weiter strukturieren und recherchieren muss. Schließlich bin ich als Autor doch spätestens seit KI verpflichtet, jeden einzelnen Aspekt zu berücksichtigen und jede relevante Welle recherchiert zu haben. Und immer weiß die KI noch ein wenig mehr, und ich arbeite es ein, und der Text wird länger und länger, reicher und reicher, bis ihn niemand mehr lesen will, obwohl er durch KI buchstäblich das gesamte Wissen der Welt enthält.
Aber mein Ziel ist ein Buch, in dem ich nichts mehr hinzufügen oder weglassen kann, ohne es schlechter zu machen. Und wenn ich Menschen helfen will, und das will ich, muss ich ihnen einen Text geben, der einfach ist, damit sie die Zeit haben, ihn langsam zu lesen.
Ich habe begonnen zu schreiben, auf die langsamste Art, auf die ich schreiben kann, mit einem Stift auf Papier. Und ich werde auf diese Weise schnell mein Ziel erreichen. So schnell, wie es eben angesichts der individuellen Natur meines Ziels möglich ist. Ein gutes Buch erfordert Zeit und Geduld.
Das ist Teil meines ganz persönlichen bestformings. Teil meines einfachen und langsamen Lebens, in dem ich glücklich bin, weil ich schnell meine Ziele erreiche.
Ich habe ADHS. Kein Schein-ADHS wie viele ohne diese genetische, also biologische Diversivität. Aber unsere Welt lässt auch viele neurotypische Menschen wie Menschen mit ADHS handeln und fühlen.
Das nenne ich Schein-ADHS.
Während die Welt uns Glauben machen will, dass Effektivität und Effizienz bedeuten, dass in Wahrheit nur noch das Ziel selbst das Ziel ist und nicht mehr der Weg, müssen wir verstehen, dass wir untergehen, wenn wir nicht beginnen, einfach und langsam zu leben.
Deswegen schreibe ich dieses Buch.