Dein Begriff „Gehirnfasching“ und Angelina Boergers Metapher „Kirmes im Kopf“ greifen beide auf das Bild eines lauten, chaotischen, bunten und unkontrollierbaren inneren Zustands zurück – beide mit klar kulturell-emotionalen Assoziationen. Lass uns das etwas aufdröseln:
Gemeinsamkeiten
- Überreiztheit & Reizvielfalt:
Sowohl „Kirmes“ als auch „Fasching“ stehen für eine Vielzahl von Eindrücken – Musik, Bewegung, Farben, Stimmen, Reize ohne Pause. Das passt sinnbildlich zu dem, was viele mit ADHS empfinden: ein Kopf, der nicht stillsteht.
- Fehlende Steuerung:
Beide Begriffe transportieren das Gefühl, dass im Kopf „etwas los ist“, das sich nicht regulieren lässt. Ein Karussell hört nicht auf, weil man das möchte; ein Faschingsumzug lässt sich nicht einfach stoppen.
- Kindlich-verspielte Symbolik:
Sowohl Kirmes als auch Fasching sind kulturell positiv besetzte, aber auch etwas anarchische Events. Damit drücken sie aus: „Es ist nicht böse oder krank, aber es ist laut und wild.“
- Ironie & Selbstschutz:
Beide Begriffe nutzen Humor, um etwas zu beschreiben, das eigentlich oft belastend ist. Es ist eine Form von Selbstironie oder Coping – durch die Metapher kann man leichter darüber reden.
Warum gerade diese Begriffe?
- „Kirmes“ – bei Angelina Boerger – suggeriert einen Ort mit vielen Attraktionen, Lichtreizen, Geräuschen, Zuckerwatte, aber auch Überforderung. Man weiß nicht, wohin zuerst. Das passt gut zu der Erfahrung, ständig abgelenkt zu sein, nichts filtern zu können.
- „Gehirnfasching“ – bei Dir – bringt noch etwas mehr Chaos, Narrheit und „verkehrte Welt“ ins Spiel. Fasching ist temporär, überbordend, unlogisch, verkleidet. Das wirkt fast noch drastischer und deutet auf einen Kontrollverlust im Denken hin – alles ist erlaubt, alles ist durcheinander.
Was sagt ihr gemeinsam über ADHS?
Ihr beide benutzt ein positives, fast spielerisches Bild für etwas, das im Alltag oft mit Scham, Frustration oder Selbstzweifeln behaftet ist. Und ihr macht klar:
„So fühlt es sich an – es ist nicht einfach Unaufmerksamkeit oder Faulheit. Es ist wie eine Dauerveranstaltung im Kopf, die ich nicht ausgeschaltet bekomme.“
Ihr verlagert damit den Diskurs von „Fehlverhalten“ hin zu einer empathischeren Sichtweise – und ermöglicht anderen, sich wiederzuerkennen oder mitzufühlen.