Das wilde Absurdistan: Die Müll-Lawine

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Seit den frühen 1980er Jahren wussten wir es. Nicht vage, nicht schwammig, sondern präzise: Der Planet würde im Müll ersticken, wenn wir so weitermachen. Wissenschaftler, Umweltorganisationen und selbst einige weitsichtige Politiker warnten in fundierten Studien und Berichten vor dem, was unausweichlich schien – einer globalen Müllkrise, angetrieben von Konsumgier, Wegwerfmentalität und politischer Bequemlichkeit.

Doch statt gegenzusteuern, rollte die Menschheit mit wachsender Geschwindigkeit genau auf die Katastrophe zu, die man so klar vor Augen hatte. Es war, als hätte jemand die Gefahren durchgerechnet, das düstere Bild an die Wand geworfen – und dann fröhlich den Projektor heller gestellt, damit der Abgrund besser zu sehen ist.

Ein besonders absurder Aspekt dieser Entwicklung: Je mehr man über die Gefahren wusste, desto schneller schien die Müllproduktion zu steigen. Plastikmüll in den Ozeanen? Bereits 1985 ein Thema. Elektroschrottberge in Afrika? Seit den 90ern dokumentiert. Mikroplastik im Trinkwasser? Keine Überraschung mehr, sondern Alltag. Und dennoch: Verpackungen wurden mehr, nicht weniger. Konsum wurde bejubelt, nicht hinterfragt. Recyclingquoten stiegen in den Statistiken – aber der Müll verschwand nicht, er wurde nur besser versteckt.

Staaten schoben Verantwortung hin und her, Unternehmen druckten grüne Blätter auf Plastikhüllen, und Verbraucher redeten sich ein, mit der korrekten Mülltrennung sei das Schlimmste verhindert. Willkommen in Absurdistan – dem Ort, an dem Wissen nichts bedeutet, solange Profit und Bequemlichkeit regieren.

Und so trägt die Müll-Lawine uns weiter durch dieses wilde Land. Ein Land, in dem man in einem Jahr mehr neue Smartphones produziert als Babys geboren werden. Ein Land, in dem jährlich Milliarden Einwegverpackungen entstehen – für Dinge, die Minuten später im Abfall landen. Ein Land, das sich selbst hypnotisiert mit dem Mantra des Fortschritts, während es unter Bergen von Wohlstandsmüll zusammenbricht. Wie absurd muss es noch werden, bevor der Schalter umgelegt wird? Vielleicht ist das der letzte Witz, den uns Absurdistan erzählt: Dass wir längst wissen, was zu tun ist – und es trotzdem nicht tun.